Microsoft entwickelt ODF-Tools für Office als Open Source

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Microsoft entwickelt ODF-Tools für Office als Open Source

Die Haltung beispielsweise des US-Bundesstaats Massachussetts oder der belgischen Regierung, die das Dokumentenformat Open Document (ODF) für ihre Behörden verbindlich einführen wollen, zeigt nun bei Microsoft Wirkung. Der Konzern, der zuvor als Reaktion das eigene Format Open XML internationalen Standardisierungsgremien übergeben hatte, will nun auch ODF unterstützen, das aus dem Dateiformat des Open-Source-Officepakets OpenOffice entstand und dessen Standardisierungsprozess bei der ISO kurz vor dem Abschluss steht.

Microsoft will nun aber nicht etwa ODF-Unterstützung direkt in die für Anfang 2007 erwartete neue Version Office 2007 des hauseigenen Büropakets einbauen. "In Reaktion auf Anforderungen von Regierungen nach Interoperabilität mit ODF", wie Microsoft schreibt, habe man das "Open XML Translator Project" gestartet. Zusammen mit Partnern will man in diesem Projekt Tools entwickeln, um eine "technische Brücke" zwischen Open XML und ODF zu bauen. Zu den Partnern bei der Entwicklung der ODF-Tools gehören unter anderem der französische IT-Dienstleister Clever Age und die deutsche Dialogika.

Die Werkzeuge, um ODF-Unterstützung für Microsofts Office-Paket zu ermöglichen, sollen als Downloads für alte und neue Office-Pakete kostenlos verfügbar sein, versichert Microsoft. Die Plug-ins würden darüber hinaus als Open Source entwickelt und bereitgestellt. Eine erste Version des ODF-Plug-ins für Word 2007 gibt es bereits auf der Open-Source-Site SourceForge zum Download – Microsoft veröffentlicht es unter einer BSD-Lizenz, obwohl der Konzern selbst mehrere Shared-Source-Lizenzen im Portfolio hat, von denen zwei (MS-PL, MS-CL) selbst nach Aussagen der Free Software Foundation Europe (FSFE) durchaus den Ansprüchen freier Software genügen. Bis Ende 2006 soll die endgültige Version des Word-Plug-ins fertig sein, 2007 sollen Plug-ins für Excel und Powerpoint folgen. Für ältere Office-Versionen soll es ein "Compatibility Pack" mit Plug-ins für ODF und Open XML geben.

Im Rahmen der Ankündigung der ODF-Tools betonte Microsoft erneut, dass man großes Gewicht auf Interoperabilität lege. Vor kurzem erst hatte der Konzern einen eigenen "Kundenrat für Interoperabilität" gebildet. Office 2007 werde auf jeden Fall eine zusätzliche Option enthalten, die Anwender zu Plug-ins für PDF und XML-Formate führe, darunter die XML Paper Specification (XPS) und auch ODF, heißt es nun. Mit Adobe lieferte sich Microsoft jüngst erst einen Streit darüber, ob der Konzern die Unterstützung für das von Adobe entwickelte Portable Document Format in Office 2007 integrieren dürfe. Dies will der Konzern nun offensichtlich wie bei ODF über ein Plug-in regeln. (jk/c't)

Quelle: Heise

Das ODF-Dateiformat soll den problemlosen Austausch von Dokumenten zwischen Officeprogrammen verschiedenster Anbieter ermöglichen. Wenn z. B. Herr A in Officeprogramm A ein Dokument erstellt, als ODF-Datei speichert und es an Frau B mailt, welche Officeprogramm B verwendet, so kann sie, sofern das Officeprogramm B ebenfalls ODF unterstützt, das Dokument problemlos mit ihrem Programm öffnen und alle Einstellungen und Formatierungen bleiben so wie Herr A das eingestellt hat.

Soweit so gut. Das Problem war bisher nur, dass sich der Marktführer Microsoft bisher mit Händen und Füßen gegen die Verwendung von ODF in den eigenen Produkten gewehrt hat, schließlich ist es aus der Sicht des Marktführers nicht unbedingt die beste Idee, den Nutzern das problemlose Wechseln zur Konkurrenz zu ermöglichen*. Man hat mit Open XML sogar ein Konkurrenzformat ins Rennen geschickt, welches auf den ersten Blick genauso frei wirkt wie ODF. Da Microsoft allerdings jederzeit die Lizenz ändern kann und der Konkurrenz auch mittels in Open XML verwendeter Patente Ärger bereiten kann**, hält sich die Begeisterung bei dieser bisher in Grenzen.

Nun hat man in Redmond anscheinend seine Meinung geändert.

Dieser Schritt ist auf jeden Fall eine tolle Sache für alle, die sich nicht für immer an MS Office binden lassen wollen. Das die ODF-Plugins unter einer Open Source-Lizenz stehen ist noch nettes Detail am Rande.

Ich hoffe mal, dass die ODF-Unterstützung irgendwann auch den Weg in das Hauptprogramm finden wird. Ich habe da allerdings meine Zweifel, denn Microsoft weiß sehr genau, dass der überwiegende Großteil der Nutzer keine externen Plugins installieren wird, sofern er überhaupt weiss, dass das möglich ist oder deren Existenz überhaupt wahrnimmt. Auf diese Weise wird ein Großteil der MS Office-Nutzer also weiterhin das hauseigene Format anstatt ODF verwenden.


* Das erinnert mich entfernt an eine Geiselnahme. Der Anbieter nimmt die Dokumente des Nutzers als Geisel, damit er seinem Produkt treu bleibt. Das funktioniert ganz einfach. Der Anbieter muss nur verhindern, dass die Konkurrenzprodukte mit dem Dateiformat des eigenen Produktes was anfangen können. Sofern der Nutzer seine Dokumente weiter verwenden will hat er garnicht die Wahl den Anbieter zu wechseln.
Im Falle von MS Office ist die Situation in den letzten Jahren entschärft worden, denn inzwischen ist die Konkurrenz so halbwegs hinter die Funktionsweise der Dateiformate gekommen. (Try'n Error-Prinzip oder anders ausgedrückt "Versuch macht kluch")

**-> "Die Lizenz erlaubt dir das Format in deine Office-Programme einzubauen, aber wenn du das tust, hast du ordentlich dafür zu zahlen damit du die von mir patentierte Technologie verwenden darfst, andernfalls verklag ich dich wegen Patenverletzung." -> Nicht unbedingt der Inbegriff eines freien und offenen Formates
 
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