Transfer bestätigt: Radoslaw Kaluzny.
Als sich Yildiray Bastürk am Mittwoch vor dem Vormittagstraining wegen einer Erkältung abmeldete, da verzog Klaus Toppmöller nicht einmal mehr das Gesicht: "War doch logisch, dass noch irgendwas passiert." Der sportlich dramatischen Situation begegnet der Trainer mittlerweile mit einer Portion Fatalismus: "Wenn es kommt, dann kommt es dicke!"
Wenig zu spüren ist momentan von der "aggressiven Körpersprache", die laut Geschäftsführer Reiner Calmund den Coach noch während der Vorbereitung auszeichnete. Unter dem Eindruck der herben Schlappe gegen Cottbus und der schweren Verletzung seines Kapitäns (Jens Nowotny wird bereits heute in Bad Griesbach operiert), vermittelt Klaus Toppmöller auf viele Beobachter momentan keinen wirklich dynamischen Eindruck.
Doch dieser Eindruck, versichert Toppmöller, täuscht: "Das ist völliger Quatsch. Ich kann und will das nicht mehr hören."
Der Trainer arbeitet, er tut es im Stillen. Mit der Geschäftsführung auf der Suche nach dem Nowotny-Ersatz, mit den Spielern auf der Suche nach den Gründen für deren Formverfall. Er knöpft sie sich einzeln vor, wie Jörg Butt. Er holt sie sich gruppenweise, will so die Führungsspieler Schneider, Neuville oder Ramelow auf ihre Pflichten einschwören. Er stellt sich schließlich vor die gesamte Mannschaft, appelliert an Ehre und Charakter, erinnert an Jens Nowotny: "Er hat alles gegeben. Ohne Rücksicht auf seine Gesundheit. Nehmt euch ein Beispiel an ihm, geht auf den Platz und kämpft für ihn!"
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Recht viel mehr als Seelen-Massage und Appelle an die Berufsehre bleiben dem Trainer nicht. Der freilich auch weiß: "Wie das ankommt, zeigt sich auf dem Rasen. Ich kann leider nicht in deren Köpfe schauen." Könnte er es, würde er Fehler wie den von Jörg Butt am vergangenen Sonntag abstellen, "denn es ist klar, dass es in diesem Fall nicht an der Qualität liegt".
Nicht bei Butt, nicht bei Simak, nicht bei Franca, nicht bei Neuville. Ein wenig viel Sorgenkinder, die sich in dieser Saison bei Bayer tummeln. Das Ergebnis ist bekannt.
Deshalb steckt auch Logik dahinter, wenn sich die Geschäftsführung bis zum letzten Augenblick Zeit lässt mit einer Neuverpflichtung für die Defensive.
Und wohl keinen reinen Manndecker holt, sondern einen vielseitig verwendbaren Defensivspieler, der auch im hinteren Mittelfeld daheim sein kann. Diese Vorzüge muss er haben: körperliche Robustheit, Kopfballstärke, Durchsetzungsvermögen im Zweikampf. Ein Profil, das genau auf den Cottbuser Radoslaw Kaluzny (28) passt. Der Pole soll für etwa 1,2 Millionen Euro Ablöse sofort kommen - vorbehaltlich der Ergebnisse des medizinischen Checks. Der FC Energie bestätigte am Donnerstag den Transfer. Um am Sonntag spielberechtigt zu sein, hätte der Neuzugang jedoch an diesem Tag bis 12.00 Uhr unterschreiben müssen.
Kaluznys Verkauf - sein Vertrag in Cottbus läuft noch bis 2004 - war bei Energie schon länger ein Thema. Im Sommer, so hieß es bei den Lausitzern zuletzt, könne er eventuell gehen, wenn er genug Geld einbringt. In der laufenden Saison kam der Nationalspieler Polens in 15 Ligaspielen allerdings nur auf eine Durchschnittsnote von 3,89.
Absagen hatte Bayer von den brasilianischen Weltmeistern Anderson Polga (Gremio Porto Alegre) und Edmilson (Olympique Lyon) erhalten und noch mehr Bitten um Verpflichtung von Spielern, die sie nicht gebrauchen konnten.
Personell sieht Toppmöller - abgesehen von der Kaluzny-Verpflichtung - bessere Perspektiven: Bernd Schneider, Boris Zivkovic und Yildiray Bastürk (der nach seiner Erkältung wieder ins Training einsteigt) kehren zurück, auch Dimitar Berbatov (Oberschenkel) und Thomas Brdaric (Magen- und Darmgrippe) sind einsatzbereit.