Mein Wissen zur zivilen Handelsschifffahrt ist relativ begrenzt und basiert nur auf hören sagen.
- Ein einfacher Matrose verdient 1.100 Euro im Monat. Dafür sind Kost und Logis frei.
- Als Kapitän oder Offizier verdient man richtig Schotter (Hohe 5-Stellige Beträge pro Monat). "Problem" an der Sache: Da man selten zu Hause ist, kann man das Geld gar nicht ausgeben.
- Seefahrt macht einsam
- Seefahrt lässt alle Probleme vergessen. ... solange, bis man zu Hause ist. Und es stimmt ^^
- Ein modernes Frachtschiff hat eine sehr geringe Besatzungsstärke (ca. 25 Mann, +- 10 Mann). Kapitän, 1.,2.,3. Offizier, Maschinisten, nen Koch, und noch 1-2 Spezialisten.
Redereien wollen einen möglichst hohen Profit erwirtschaften und da die Kosten für die Besatzung stören, wird bei denen gespart. Auf der anderen Seite sind die Schiffe auch so hoch technisiert, dass man mit nur 2 Mann einen Dampfer quer übern Ozean schicken könnte.
- Häfen werden nur für wenige Stunden angelaufen. Landgang wird da kaum drin sein.
- Anforderungen: Hier kommt es drauf an, was du machen willst. Gehen wir mal vom gehobenen Dienst aus: Universitäten an Nord- und Ostsee bieten Studiengänge an, mit denen du später als Offizier anheuern kannst (sprich: man erlernt die Navigation, Verkehrsregeln, Schiffstechnik, Wettereinflüsse u.a.). Andere Fachbereiche wird man über Praktika erfahren dürfen.
- Ein sinngemäßes Zitat eines Kameraden, dessen Vater Kapitän aufm Handelsschiff ist: Man bekommt die Hälfte der Zeit, die man auf See verbrachte, als Urlaub gutgeschrieben => Wer 6 Monate über die Weltmeere schippert, bekommt 3 Monate Urlaub.
- Was kriegt man geboten: Das ist eine sehr subjektive Einschätzung. Ich fand die Zeit auf See genial.
Ob strahlender Sonnenschein oder stürmiche See mit 8-9m hohen Wellen (Kyrill war geil ^^). Ob Tagsüber oder Nachts. Gewitter auf See. Mittsommernacht bei Dänemark. Den Planeten Mars und die ISS. Wale und Schildkröten (Tümmler sind stinklangweilig. Die sieht man jeden 2. Tag). Man sieht sämtlichen Müll rumtreiben. Fernseh, Email und Handy sind größtenteils kein Problem.
- Mal abgesehen von Piraten ist das ganze nicht ungefährlich: Während meiner Mittelmeertour gabs dutzende Notmeldungen von andern Schiffen, die irgendwelche Probleme hatten oder gar am sinken waren.
Einmal sind wir zu einer Position eines sinkenden Schiffes gefahren, aber wie sich rausstellte, hat ein Idiot auf dem Schiff ausversehen die Rettungsboje ausgelöst. Also Fehlalarm.
Als dann die Fregatte Bayern (so der Name meines Schiffes) im UNIFIL-Einsatz war, hatten die aber einen heißen Einsatz gehabt. Bei Sturm ist ein Frachter in Not geraten und die Besatzung wurde von der Bayern gerettet.
http://www.fregattebayern.de/rb21.htm ich hoffe, der Link funktioniert.
Um es vorerst mal abschließend zu sagen, ist die Seefahrerei teils schön, teils ätzend. Wenn man in einer hohen Position ist und ein Schiff von A nach B dirigieren darf, macht das echt Spass. Wenn man aber Mechaniker irgendwo im Machinenraum ist, bei einer gefühlten Lautstärke von 150db und ohne Fenster... naja, kann ich mir besseres Vorstellen.
Das Gehalt, die Erfahrungen und Eindrücke würden mich durchaus reizen, aber solang man noch keine Roboterfrauen erfunden hat, wirds wohl nix für mich sein.