Wer mag alte Horrorstories?

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Nov 28, 2005
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So a la Lovecraft oder Poe?

Dennoch ist mir ihr Heulen verhasst. Es gibt mir stets ein vage unruhiges Gefühl, wie das Unwohlsein, das dem Schrecken des Albtraums vorraus geht. Es bereitet mir Angst -- eine undefinierbare, abergläubische Angst. Vielleicht scheint mein Bericht dem Leser absurd; aber er würde nicht mehr so denken, hätte er ihr Geheul einmal vernommen. Ihr Heulen ist nicht das eines Straßenhundes. Sie gehört zu einer wilderen nördlichen Rasse, viel wölfischer als gewöhnlich, mit den sonderbaren Zügen ihrer Vorfahren.

Und auch ihr Heulen ist sonderbar. Es ist ungleich unheimlicher als das Geheul jedes europäischen Hundes; und ich vermute, dass es auch ungleich älter ist. Vielleicht stellt es den ursprünglichen, primitiven Ruf ihrer Art dar - gänzlich unberührt von den Jahrhunderten des Kontakts mit uns Menschen. Es fängt an mit einem ersticktem Stöhnen, wie wenn man im Albtraum ächzt - steigert sich zu einem langen, langen Weinen, ähnlich dem Wind, wenn er kalt an uns vorbeizieht - versinkt wieder zitternd zu einem Kichern -- steigt bald wieder auf zu einem jammernden Geheul, viel höher und wilder als zuvor - bricht plötzlich aus in ein grauenhaftes, dämonisches Lachen - und wird schließlich zu einem klagenden Seufzen, wie das Schluchzen eines kleinen Kindes. Gespenstisch wird dieses Schauspiel hauptsächlich - wenn auch nicht gänzlich! - durch das unheilige Spotten ihres Gelächters, gefolgt von dem mitleiderregenden Schmerzen ihres Klagens - Ein Zwiespalt, der einen von Wahnsinn denken lässt! Ich stelle mir vor, dass auch in ihrer Seele diese Zweiteilung zu finden ist. Ich weiß sie liebt mich - ohne Zögern würde sie ihr Leben für meines dahin geben. Doch würde sie darüber anders denken als andere Hunde - wie etwa die mit hängenden Ohren. Dafür ist sie zu wild und natürlich. Fände sie einsam meinen Leichnam an einem trostlosen Ort, so würde sie sicher zuerst aus tiefster Seele um ihren Freund trauern; doch würde sie, so sie dies beendet hätte, ihrem Herzen seine Ruhe geben durch die schlichteste Handlung - in dem sie mich fräße - in dem sie meine Knochen zerbrechen würde zwischen ihren langen, wölfischen Zähnen. Und danach, mit makellosem Gewissen, würde sie sich hinsetzen und dem Mond das Beerdigunslied ihrer Vorfahren entgegenjaulen.
 
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