New York (dpa) - Das Berliner Architektenteam um Daniel Libeskind hat mit seinem Plan den Zuschlag für den Bau des neuen World Trade Center (WTC) in New York gewonnen. Die Entscheidung fiel in der Nacht zum Donnerstag und sollte später offiziell bekannt gegeben werden. Danach wird Libeskind eine Gruppe von Hochhäusern und einen monumentalen Glasturm mit einer 541 Meter hohen Spitze an die Stelle der am 9. September 2001 von Terroristen zerstörten Zwillingstürme errichten.
Der Entwurf setzte sich in der Endrunde gegen das New Yorker THINK-Team um Rafael Vinoly und Frederic Schwartz durch. Libeskinds Vorschlag besticht nach einer Analyse der «New York Times» vor allem durch die Aussparung jenes Geländes, auf dem einst die WTC-Türme standen, für eine Gedenkstätte. Der zweite, ebenfalls entscheidende Pluspunkt für den Plan des in Berlin lebenden Architekten ist der Einbezug eines aktiven Straßenlebens in den kommerziellen Teil der neuen Anlage, hieß es in der Zeitung.
Allerdings wird Libeskind, der auch das Jüdische Museum in Berlin entworfen hat, sein neues Projekt nicht vor 2005 beginnen können. Wie viele und welche Änderungen bis dahin - unter anderem aus Kostengründen - noch an seinem ursprünglichen Plan vorgenommen werden, läßt sich bisher noch nicht absehen. Einfluss auf seinen Entwurf könnte auch die in wenigen Monaten erwartete Entscheidung über die Gestaltung der Gedenkstätte in der Mitte des neuen World Trade Center haben. Dem Anschlag vor knapp eineinhalb Jahren waren etwa 2800 Menschen zum Opfer gefallen.
Die endgültige Wahl des Libeskind-Entwurfs wurde bei einem Treffen der Entwicklungsgesellschaft für den Wiederaufbau des World Trade Centers mit Vertretern von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und Gouverneur George Pataki gefällt. Bloomberg und Pataki hatten sich seit Wochen für den Plan der Berliner Architekten stark gemacht. Anfang Februar waren die Pläne von THINK und Libeskind als Finalisten ausgesucht worden. Sechs andere Bewerber wurden zuvor bei einer geheimen Abstimmung ausgeschlossen. Libeskind erklärte damals, er wolle mit seinem Entwurf den Optimismus und die Vitalität der Stadt New York nach den Terroranschlägen deutlich machen.
Sein Plan, Gardens of the World genannt, sieht als Hauptstück den 541 Meter hohen Wolkenkratzer mit transparenten Wänden und Grünanlagen vor. Weitere futuristische Gebäude will Libeskind um das Fundament der früheren WTC-Türme herum gruppieren. Dort sollen zwei öffentliche Plätze entstehen, auf die die Sonne jeweils am 11. September morgens scheinen soll, ohne Schatten zu werfen.
Für Amerikaner hat das Bauprojekt einen hohen symbolischen Charakter, sagte Peter Cachola Schmal vom Deutschen Architekturmuseum in Berlin. «Die Amerikaner sehen es als eine nationale Fragestellung und nicht als eine Investition eines ganz normalen Baugrundstücks an», sagte er dem DeutschlandRadio Berlin. Außerdem sei die Errichtung eines neuen Wolkenkratzers in Rekordhöhe für die Stadt New York eine Chance, wieder das höchste Gebäude der Welt zu besitzen. Von neuerlichen Terroranschlägen ließen sich die US-Bürger nicht abschrecken.