Gedicht

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Jun 10, 2003
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Charles Bukowski

Liebe

Liebe? sagte er - Gas
Küss mich zum letztenmal
Küss meine Lippen
Küss mein Haar
Meine Finger
Meine Augen meinen Verstand
Damit ich vergessen kann

Liebe? sagte er - Gas ...

Er hatte ein Zimmer im dritten Stock
War abgeblitzt bei einem Dutzend Frauen
Bei 35 Zeitschriften und
Einem halben Dutzend Arbeitsvermittlungen
Was aber nicht heißen soll, dass er
Ein verkanntes Genie war

Er drehte alle Gashähne auf
Und legte sich aufs Bett

Ein paar Stunden später
Steckte sich jemand
Auf dem Weg zu Zimmer 309
Im Flur eine
Zigarre an

Das Sofa flog aus dem Fenster
Eine Wand fiel in sich zusammen
Wie nasser Sand
Und eine rote Stichflamme schoss
Zwanzig Meter in die Luft

Dem Typ im Bett
Tat es nicht mehr weh
Ihm war es egal
Doch ich würde sagen
An diesem Tag
War er verdammt gut.
 
Charles Bukowski

Bier am Nachmittag

Es kommt auf nichts mehr an,
nur noch auf einer Matratze liegen
mit billigen Träumen und einem Bier,
während die Blätter sterben und die Pferde sterben
und die Zimmerwirtin in den Hausflur starrt;
die runtergezogenen Jalousien mit ihrer
flattrigen Musik,
der letzte Mann in seiner Höhle,
in einer Ewigkeit von Getriebe
und Explosion;
nichts als der tropfende Wasserhahn,
die leere Flasche,
Euphorie;
deine Jugend versperrt
verhunzt und glattrasiert,
man hat dich Worte gelehrt
und damit losgeschickt
zum Sterben.
 
Charles Bukowski

Das Unmögliche

Van Gogh bittet seinen Bruder um Farbe
Hemingway testet seine Schrotflinte an sich selber
Céline geht als Arzt pleite
die Unmöglichkeit, Mensch zu sein.

Villon als Dieb aus Paris verbannt
Faulkner betrunken in den Gossen seiner Stadt
die Unmöglichkeit, Mensch zu sein.

Burroughs erschießt seine Frau
Mailer sticht auf seine mit dem Messer ein
die Unmöglichkeit, Mensch zu sein.

Maupassant wird wahnsinnig in einem Ruderboot
Dostojewski wird an die Wand gestellt
Crane springt vom Heck in die Schiffsschraube rein
die Unmöglichkeit.

Sylvia, den Kopf im Gasherd wie eine gebackene Kartoffel
Harry Crosby springt in die Schwarze Sonne
Lorca von spanischen Soldaten auf der Strasse ermordet
die Unmöglichkeit

Artaud auf einer Bank im Irrenhaus
Chatterton trinkt Rattengift
Shakespeare ein Plagiator
Beethoven mit einem Hörrohr im Ohr
die Unmöglichkeit die Unmöglichkeit.

Nietzsche unheilbar verrückt
die Unmöglichkeit, Mensch zu sein
allzumenschlich
dieses Atmen
ein und aus
aus und ein

diese verkrachten
Existenzen
diese Feiglinge
diese Champions

diese glorreichen
verrückten Hunde
die das Unmögliche tun
und uns diesen
schmalen Hoffnungsschimmer erhalten.
 
Charles Bukowski in Hochform! :o
Ich erlaube mir mal, auch ein Gedicht hinzuzufügen. :kek


Heinrich Heine

Lyrisches Intermezzo

XXIV


Sie haben dir viel erzählet,
Und haben viel geklagt;
Doch was meine Seele gequälet,
Das haben sie nicht gesagt.
Sie machten ein großes Wesen
Und schüttelten kläglich das Haupt;
Sie nannten mich den Bösen,
Und du hast alles geglaubt.

Jedoch das Allerschlimmste,
Das haben sie nicht gewußt;
Das Schlimmste und das Dümmste,
Das trug ich geheim in der Brust.
 
Das hat glaub nix mit Dummheit zu tun;)
Hast dich wahrscheinlich halt wenig mit Gedichten bisher beschäftigt, oder?:)
 
Wir lieben nicht den, den wir schön finden,
sondern wir finden den schön den wir lieben.
(ist aber eher kurzform)
Find die Gedichte sind der hammer, zwar schwer zu deuten aber soviel wie ich mitbekommen hab.. mal schaun.
BC
 
charles bukowski

the world's greatest loser

he used to sell papers in front:
"Get your winners! Get rich on a dime!"
and about the 3rd or 4th race
you'd see him rolling in on his rotten board
with roller skates underneath.
he'd propel himself along on his hands;
he just had small stumps for legs
and the rims of the skate wheels were worn off.
you could see inside the wheels and they would wobble

something awful
shooting and flashing
imperialistic sparks!
he moved faster than anybody, rolled cigarette dangling,
you could hear him coming
"god o mighty, what was that?" the new ones asked.

he was the world's greatest loser
but he never gave up
wheeling toward the 2 dollar window screaming:
"IT'S THE 4 HORSE, YOU FOOLS! HOW THE HELL YA
GONNA BEAT THE 4?"
up on the board the 4 would be reading
60 to one.
I never heard him pick a winner.

they say he slept in the bushes. I guess that's where he
died. he's not around any
more.

there was the big fat blonde whore
who kept touching him for luck, and
laughing.

nobody had any luck. the whore is gone
too.

I guess nothing ever works for us. we're fools, of course---

bucking the inside plus a 15 percent take,
but how are you going to tell a dreamer
there's a 15 percent take on the
dream? he'll just laugh and say,
"Is that all?"

I miss those
sparks.
 
muss man irgendwas studieren damit man solche gedichte deuten kann?

(habe bis jetzt noch kein einziges richtig gelesen glaubs *gg also so normal in der schule vileich mal eins)
 
Öhhhm, weiß au net. Aber als wir Gedichte in der Schule durchgem8 hatten, hab ich halt aufgepast, da es mich interessiert hat. Mit der Zeit kommt das Verständnis dann auch;)
 
Mal was Englisches:

Walt Whitman

O Captain! My Captain!


O Captain! my Captain! our fearful trip is done,
The ship has weather'd every rack, the prize we sought is won,
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring;
But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up- for you the flag is flung- for you the bugle trills,

For you bouquets and ribbon'd wreaths- for you the shores
a-crowding,
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning;
Here Captain! dear father!
This arm beneath your head!
It is some dream that on the deck,
You've fallen cold and dead.

My Captain does not answer, his lips are pale and still,
My father does not feel my arm, he has no pulse nor will,
The ship is anchor'd safe and sound, its voyage closed and done,
From fearful trip the victor ship comes in with object won;
Exult O shores, and ring O bells!
But I with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.
 
kann ich mit dienen auch ohne selbstwiederholung

charles bukowski

another academy

how can they go on, you see them
sitting in old doorways
with dirty stained caps and thick clothes and
no place to go;
heads bent down, arms on
knees they wait.
or they stand in front of the Mission
700 of them
quiet as oxen
waiting to be let into the chapel
where they will sleep upright on the hard benches
leaning against each other
snoring and
dreaming;
men
without.

in New York City
where it gets colder
and they are hunted by their own
kind, these men often crawl under car radiators,
drink the anti-freeze,
get warm and grateful for some minutes, then
die.

but that is an older
culture and a wiser
one;
here they scratch and
wait,
while on Sunset Boulevard the
hippies and yippies
hitchhike in
$50
boots.

out in front of the Mission I heard one guy say to
another:
"John Wayne won it."
"Won what?" said the other guy

tossing the last of his rolled cigarette into the
street.

I thought that was
rather good.
 
Last edited:
Erich Kästner

Kurt Schmidt, statt einer Ballade


Der Mann, von dem im weiteren Verlauf
die Rede ist, hieß Schmidt (Kurt Schm., komplett).
Er stand, nur sonntags nicht, früh 6 Uhr auf
und ging allabendlich Punkt 8 zu Bett.

10 Stunden lag er stumm und ohne Blick.
4 Stunden brauchte er für Fahrt und Essen.
9 Stunden stand er in der Glasfabrik.
1 Stündchen blieb für höhere Interessen.

Nur sonn- und feiertags schlief er sich satt.
Danach rasierte er sich, bis es brannte.
Dann tanzte er. In Sälen vor der Stadt.
Und fremde Fräuleins wurden rasch Bekannte.

Am Montag fing die nächste Strophe an.
Und war doch immerzu dasselbe Lied!
Ein Jahr starb ab. Ein andres Jahr begann.
Und was auch kam, nie kam ein Unterschied.

Um diese Zeit war Schmidt noch gut verpackt.
Er träumte nachts manchmal von fernen Ländern.
Um diese Zeit hielt Schmidt noch halbwegs Takt.
Und dachte: Morgen kann sich alles ändern.

Da schnitt er sich den Daumen von der Hand.
Ein Fräulein Brandt gebar ihm einen Sohn.
Das Kind ging ein. Trotz Pflege auf dem Land.
(Schmidt hatte 40 Mark als Wochenlohn.)

Die Zeit marschierte wie ein Grenadier.
In gleichem Schritt und Tritt. Und Schmidt lief mit.
Die Zeit verging. Und Schmidt verging mit ihr.
Er merkte eines Tages, daß er litt.

Er merkte, daß er nicht alleine stand.
Und daß er doch allein stand, bei Gefahren.
Und auf dem Globus, sah er, lag kein Land,
in dem die Schmidts nicht in der Mehrzahl waren.

So war's. Er hatte sich bis jetzt geirrt.
So war's, und es stand fest, daß es so blieb.
Und er begriff, daß es nie anders wird.
Und was er hoffte, rann ihm durch ein Sieb.

Der Mensch war auch bloß eine Art Gemüse,
das sich und dadurch andere ernährt.
Die Seele saß nicht in der Zirbeldrüse.
Falls sie vorhanden war, war sie nichts wert.

9 Stunden stand Schmidt schwitzend im Betrieb.
4 Stunden fuhr und aß er, müd und dumm.
10 Stunden lag er, ohne Blick und stumm.
Und in dem Stündchen, das ihm übrigblieb,
brachte er sich um.
 
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