Kurzgeschichten

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Jul 17, 2002
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Ein Kollege hat mir heute Mittag drei TExte geschickt:

Schon wieder Luftalarm, die Sirenen dröhnten ihren stupiden, ohrenbetäubenden Lärm bereits zum vierten mal in dieser Woche. Die Großkalibrigen Geschosse der Roten Armee waren bereits zum Berliner Alltag geworden. Wie ein Wespenschwarm flogen die Bomben auf die deutsche Hauptstadt nieder, Berlin war zu einem apokalyptischen Trümmermeer geworden.
Walther saß zusammengekauert in seinem Bunker, er war 32 Jahre alt und hatte bereits sein rechtes Ohr im Krieg verloren. Um sich herum hörte er nur wehleidiges Klagen, zwei der Frauen waren damit beschäftigt eine hysterische Rentnerin zu beruhigen. Walther hatte keine Angst mehr zu sterben, die Angst hatte er in Russland überwunden. Eigentlich war ihm alles egal, in seinem Kopf hämmerten die Explosionen. Dann plötzlich war alles still, kein Pfeifen in der Luft, keine Einschläge, nichts war mehr zu hören außer dem Gejammer der Kinder. Niemand traute sich die Bunkertür zu öffnen und die sichere Geborgenheit des Ziegelkellers zu verlassen. So verging fast eine Stunde, niemand sprach, niemand bewegte sich. Ein Schuss zerschnitt die Stille, Walther zuckte zusammen. Dem Schuss folgte ein weiterer, dann eine ganze Salve. Dann hörte man Geschrei, ein Wirrwarr aus deutscher und russischer Sprache, erneute Schüsse. Walther rappelte sich auf, Adrenalin floss in Strömen durch seinen Körper. Scheiß Russen, verdammte scheiß Russen, brüllte er und rannte aus dem Bunker. Das Geschrei wurde lauter, es waren die erstickenden Laute sterbender Menschen. Walther rannte in seine Wohnung im ersten Stock, er schien die Stufen kaum zu berühren, schwebte wie ein Irrer durch das Treppenhaus. In seiner Wohnung öffnete er die alte, rotlackierte Truhe im Schlafzimmer und beförderte einen staubigen 44er Karabiner ans Tageslicht. Nachdem er sich noch einige Patronen eingesteckt hatte rannte er weiter, zweiter Stock, dritter Stock, Dachboden. Durch die große Dachluke kletterte er ins Freie und verschanzte sich hinter einem Schornstein. Von unten hörte er immer noch Schüsse und Geschrei, nur das er keine deutschen Stimmen mehr vernahm. Walther atmete einige Male tief durch, lud seinen Karabiner und zielte auf die zertrümmerte Straße unter ihm. Er musste nicht lange suchen, ein Soldat rannte ihm genau vor die Flinte. Mit einem gezielten Schuss durchbohrte Walther den Stahlhelm des Russen. Dieser fiel auf die Knie, Blut quoll über sein Gesicht und tropfte auf den grünen Filzmantel. Der Soldat ging zu Boden, eine ganze Traube seiner Kameraden staubte auseinander und suchte hinter den Trümmern Schutz. Walther lachte, Freudentränen liefen über die bleichen Wangen. Ihr kriegt mich nicht, ihr nicht, elende Russenschweine, brüllte er nach unten, einige russische Flüche waren die Antwort, Walther verstand sie nicht und lachte erneut. Stundenlang saß er mit seinem Gewehr im Anschlag auf dem Dach, nichts rührte sich mehr. Die Nacht brach über Berlin ein und es wurde kalt. Einige mal schien es als würden blaue Scheinwerfer über die Trümmer blitzen. Walther kniff die Augen fest zusammen, wahrscheinlich spielte ihm die Müdigkeit übel mit. Gegen 22 Uhr rührte sich irgendetwas, von unten hörte er deutliches Gemurmel, konnte die Worte jedoch nicht übersetzen. Kurze Zeit später konnte er vorsichtige Schritte im Dachboden wahrnehmen, zitternd richtete er seinen Karabiner auf die geöffnete Luke. Walther hielt die Luft an und versteinerte zu einer Statue. Minutenlang schien nichts zu geschehen, dann huschte plötzlich ein Schatten unter der Luke vorbei. Walther drückte augenblicklich ab, ein kurzer Schrei war zu hören. Unter ihm wurden die Stimmen lauter, hunderte eifriger Schritte konnte er auf dem Dachboden lokalisieren. Werfen sie die Waffe weg und nähern sie sich dem Durchgang, ihnen wird nichts passieren!, brüllte eine akzentfreie, bärige Stimme von unten. Russenschweine, schrie Walther zurück und rannte zur Luke. Ziellos feuerte er in die staubige Dunkelheit des Dachbodens, einige laute Schmerzensschreie waren seine verdiente Ernte. Unter ihm schossen die Soldaten in die Ziegel um die Luke herum, eine ungezielte Patrone traf Walther in der Magengegend. Benommen taumelte er zurück, presste seine Hand auf die Einschussstelle. Dann sackte er wehrlos zu Boden, blickte in den friedlichen Himmel, schloss die Augen und spürte seine Seele entgleiten.
Wie alt ist der?
mindestens neunzig
Mein Gott, was ist mit den Menschen in dieser Stadt los?
neues Jahrtausend, neue Verrückte
Polizeimeister Frank Schneider stand kopfschüttelnd neben seinem Kollegen, tippte die Leiche seicht mit seinem Fuß an und dachte darüber nach, was er in seinem Bericht schreiben sollte.

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Die folgende Geschichte spielt im Passau des 19. Jahrhunderts. Es war der heilige Abend des Jahres 1894. Der Schnee fiel senkrecht in die Strassen der verträumten Großstadt. Bereits gegen 16.00 Uhr dämmerte es und zwei Stunden später hatte die Nacht ihre schwarze Decke vollständig ausgebreitet. Kinder wurden ins Bett gebracht, die meisten schlief schnell und ruhig ein. Sie träumten von Frieden und dem Christkind.
Im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses lag ein fünfjähriger Junge in seinem Bett und schlug wild um sich. Jener ruhige Schlaf der vielen, anderen Kinder wurde ihm nicht beschert. Er hatte einen furchtbaren Alptraum, zwar nicht zum erstenmal aber immer wieder wurde dieser Traum schlimmer, intensiver und irgendwie realer...
Auf dem Dach eines flachen Barackenhauses stand breitbeinig ein Mann in einer fremdartigen Uniform. Sein schwarzes, speckiges Haar fiel ihm stränenweise ins Gesicht. Feuchte Lippen öffneten sich wild und brachte schlecht verständliche Worte hervor. Vor der Baracke saßen Hunderte grau-brauner Wölfe. Sie hatten Stahlhelme aufgeschnürt auf denen mal Doppelblitze und mal gehakte Kreuze gedruckt waren. Zwischen den Wölfen lagen Leichen, unzählig viele. Die meisten waren Männer, doch auch Frauen und Kinder lagen darunter. Es stank fürchterlich nach süßlichem Verfall. Aus der Perspektive des brüllenden Mannes bildeten die Leichen ein riesiges Symbol, den Davidstern. Plötzlich verstummte der Mann, die wild gestikulierenden Hände sanken nach unten. Nur noch sein, etwa zwei Zentimeter breiter Oberlippenbart zuckte ein wenig. Die Wölfe heulten und fingen an die leblosen Körper zu zerfleischen. Der Mann starrte grinsend auf den Davidstern, welcher nach und nach verschwand, dann lachte er. Grausam und schallend lachte er in die Nacht und hörte nicht mehr auf...
Der Junge fiel aus dem Bett und riss fast seinen Nachttisch mit. Ein Set Ölfarben, welches er zu Weihnachten bekommen hatte, rutschte vom Tisch und sauste zu Boden. Einige der Farbgläser zerbrachen und liefen aus. Schwitzend erwachte der Junge, Tränen rannen von seinem Gesicht. Er dachte zurück an seinen Traum und musste sich übergeben. Rote und grüne Farben mischten sich mit seinem Mageninhalt und durchtränkten den Teppich. Die Tür sprang auf, eine Frau kam mit erschrockenem Gesicht in das Zimmer gerannt. "Mami", der Junge zog seine Mutter an sich und weinte bitterlich. Klara H1tler legte liebevoll ihre Arme um den Jungen und streichelte seine Stirn. "Nur ein Traum Adolf, das war nur ein Traum".


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Die Tage wurden allmählich wieder länger, dennoch zog ein kühler Wind durch Dresdens Straßen. Über den malerischen Fassaden der Altstadt lächelte die Sonne golden hervor. Hunderte Menschen rasten durch die belebten Gassen, eifrig wie Ameisen erledigten sie ihre feierabendlichen Einkäufe.
Eine dieser eifrigen Ameisen war eine junge Frau, ihre langen schwarzen Haare vielen über fast alabasterweiße Haut. Vor einer der unzähligen Parfümerien stieß sie jäh mit einem Mann zusammen, der wie im Halbschlaf vor sich hin schritt. „Entschuldigung“, der Mann lächelte, sie erwiderte ein kurzes Lächeln und ging an ihm vorüber.
„Valerie?“, der Mann tippte ihr auf die Schulter. Sie drehte sich mit einem verwirrten Blick zu ihm. „Valerie, dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen“, der Mann sah sie mit freundlichen Augen an. „Entweder sie verwechseln mich oder das ist die älteste Anmache der Welt“ antwortete sie. Der Mann lachte und nickte ihr zu, „es ist die älteste Anmache der Welt“. Sie musste ebenfalls lachen, „und jetzt?“. „Keine Ahnung“ meinte der Mann, „vielleicht Kaffee“. Sie schaute auf die Uhr, dann musterte sie ihn kurz und nickte.
Die Beiden begaben sich in ein wenige Meter entferntes, kleines Cafe welches gerade mal sechs Tische bewirtete. Nach einigen unangenehmen Minuten, in denen niemand etwas sagte ergriff sie das Wort. Nach einer viertel Stunde fanden ihre Hände zueinander, nach weiteren 15 Minuten ihre Lippen und kurze Zeit später wisperte Sie in sein Ohr, „zu mir oder zu Dir“.
Sie gingen zu ihr, wortlos und eng umschlungen wandelten sie wie Geister durch die dunklen Straßen. In ihren Gesichtern glänzte jenes magische Verlangen, das Hochgefühl nur wenigstens eine einzige Nacht der Isolation einer Großstadt zu entkommen.
Als die Wohnungstür mit einem leisen Knacken in den Rahmen gleitete, hingen ihre Lippen bereits in einem unendlichen Kuss aneinander. Zärtlich zog sie ihn ins Schlafzimmer und drückte ihn in ein riesiges Federbett. Er schloss die Augen und begab sich in die wundervolle Vertrautheit weiblicher Dominanz. Langsam zog sie ihn aus, öffnete seine Hose mit ihrem Mund und begann sinnlich an seinem Schwanz zu lecken. Leise Seufzer quollen aus ihm heraus. Erotisiert kroch sie zu ihm hinauf und küsste ihn leidenschaftlich. Ohne jegliche zu Hilfenahme einer Hand schob er sich in ihren warmen Körper. Aus anfänglich langsamen und zärtlichen Bewegungen wurden ekstatische Stöße, hypnotisches Stöhnen war zu vernehmen als er die Stellung wechselte. Er beugte sich über sie und stieß mit seinem Unterleib immer härter in sie hinein. Dieser Akt schien ewig zu dauern, schweißnass wand sich ihr Körper auf dem weißen Bettzeug. Einige Momente später brach ein zufriedenes Seufzen aus ihrem Mund und ihr ganzer Leib zuckte. Der Mann kam langsam wieder zur Ruhe, blickte sie lächelnd an. Mit begeisterten Augen schaute sie zurück, „Wow, ich kann mich nicht erinnern das es jemals so gut war“. Er lächelte nur, Schweiß tropfte aus seinem Haar. „Bist Du gekommen“ fragte sie, er schüttelte leicht mit dem Kopf. „Dann mach weiter, ich will das Du kommst“. „Willst Du wirklich?“ fragte er, sie nickte und streichelte über sein Gesicht. Er bäumte sich erneut über ihr auf und presste seinen Schwanz in sie hinein. Wieder stieß er mit aller Kraft in ihren Unterleib, sie fing an zu stöhnen. Vor Geilheit rasend schloss er seine Hände um ihren Hals und drückte mit aller Macht zu. Weitaufgerissene Augen sahen zu ihm hinauf, sie begann mit dem gesamten Körper zu zappeln. Dumpfe Schreie versuchten aus ihrem Mund zu quellen, wurde aber bereits im Hals erstickt. Sie bohrte ihre Fingernägel in sein Gesicht, er brüllte und drückte fester zu. Sekunden später wurde es ganz still, er stieß noch einige Male in sie hinein und rollte sich dann von dem warmen aber leblosen Körper unter ihm. „Ich bin gekommen“ flüsterte er der Leiche ins Ohr, zog sich an und verschwand im Schatten der Nacht.
Am nächsten Abend stieß eine junge Frau, vor einer der unzähligen Dresdner Parfümerien, jäh mit einem Mann zusammen, der wie im Halbschlaf vor sich hin schritt. Sie schaute ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an. Der Mann sah überrascht in ihr Gesicht, „Valerie?“...
 
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Kurzgeschichten. Wenn du's nich lesen willst zwingt dich keiner nen Kommentar abzugeben.
 
hehe lol Kurzgeschichten sind immer geil

aber was haben die mit fun zu tun :?
sind doch eher ziemlich ernst -.-
 
Jo. Kurzgeschichten sind cool. :) Hab früher mal ein paar geschrieben.

Also die erste Geschichte fand ich net so dolle, die anderen beiden hingegen waren schon irgendwie lustig. :D
 
Bei der ersten wusst ich irgendwie schon vorher wie sie endet ...

Achja die mit dem Sysop ...sowas find ich auch net sooo lustig (falls der echt ist) , ist aber ganz witzig zum lesen (falls das jetzt jemand kapiert)

@PJ: HER DAMIT @________________________________@ .lol
 
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